Durchweg
gute Kritiken haben die Vorgängeralben erhalten,
auch hier im Magazin. Die in der letzten Rezension angesprochene
Tradition, jedes Mal einen anderen Rezensenten vorzufinden,
führe ich hiermit fort. Angesichts einiger Lobeshymnen
traue ich mich schon gar nicht, etwas Gegenteiliges
feststellen zu wollen. Denn, um es gleich vorweg zu
nehmen, sehe ich das Eine oder Andere dann doch etwas
anders. Einige Zitate aus vorherigen Rezensionen, die
mir in diesem Zusammenhang auffielen, hier als Erstes:
»...denn der relaxte, treibende Sound nimmt einen
sofort gefangen...« »...Keine Minute langweilig
grooven die Stücke über eine Stunde... «
»...eine losgelöste Leichtigkeit, die den
Zuhörer erneut in diese irgendwie unwirklich scheinende
Welt, diese herrlichen Traumlandschaften zurückzieht...«
»...Die Mischung macht es aus und die scheint
auf der ganzen Linie gelungen...« In Verbindung
mit Zeitloop hatte ich den Namen Joe Weninghoff übrigens
erst einmal gehört. Die Einleitung mit dem kurz
eingeworfenen E-Gitarrenlauf klingt nach "Shine
On You Crazy Diamond" von Pink Floyd, doch dann
versammeln sich nach und nach mehrere Einflüsse.
Akustische Gitarren, im Hintergrund schwelende Keyboards
und der mehr zweitrangig angeordnete Gesang versuchen
eine Einheit zu bilden, ohne dass für mich wirklich
alles zusammenwächst. Dazu auch noch die Perkussion,
die spontan den Schluss zulässt, weniger, aber
dafür mit mehr Tiefe, wäre eventuell mehr
gewesen. So erkenne ich kein klares Konzept, die Musik
schwebt eher vor sich hin, es fehlt an Akzenten, Akzenten,
die mich aufmerksam machen, die eine 'Mitte' schaffen,
die unbewusst nach etwas Besonderem suchen. Nun gut,
Musik muss nicht unbedingt spektakulär sein, auch
ich bin kein Freund von 'Schneller, Besser, Höher,
Weiter', doch ist für mich etwas anderes wichtig,
nämlich der Aspekt des 'Zupackens', Zupacken, das
nichts mit Showgehabe, mit Höchstleistungen und
viel Energie zu tun haben muss, aber mit Ausdruck und
tiefer Emotion. Genau das vermisse ich bei diesem Opener,
sowohl im Gesang als auch im Arrangement, lediglich
die E-Gitarre vermag gelegentlich gute Akzente zu setzen.
Merkwürdig, bei "Summer Sun" wird nunmehr
ein Schritt in diese Richtung vollzogen, gleich von
Beginn an werden klare Strukturen geschaffen, wird ein
Wiedererkennungswert geschaffen, wird Zugänglichkeit
praktiziert. Harmonisch im Arrangement, harmonisch im
Einsatz der Stimmen, zurückhaltend, aber gezielt
eingesetzte Gitarreneinwürfe, so ist das eindeutig
besser. Nicht so sehr gefallen mir der leicht schwülstige
Keyboardeinsatz, das hätte gern mehr im Hintergrund
bleiben können sowie auch die steif wirkenden,
programmierten Drums. Aber, erleichtert kann ich feststellen,
dass der erste Titel hinsichtlich meiner zu jenem geäußerten
Kritik offensichtlich ein Ausrutscher gewesen sein mag,
geht es doch auch mit Track drei ambitionierter zu.
Hier hätte ich die etwas zart im Hintergrund agierende
E-Gitarre gern etwas präsenter gehabt. Weninghoff
sollte sich trauen, mehr aus sich heraus zu gehen, so
klingt es bisweilen recht zaghaft. Die Background Vocals
auf diesem Stück dafür bitte ersatzlos streichen,
sie bringen Unruhe in den Titel. Auch die hauptsächliche
Sängerin Cetinyilmaz würde ich kraftvoller
agieren lassen, damit sie mit ihrer ausdrucksstarken
Stimme mehr akzentuieren kann, den Druck darin kann
ich doch spüren, also zurück mit der Zurückhaltung.
Besser passt die Zurückhaltung insgesamt auf dem
sehr ruhig gehaltenen Song "I Know I Know",
der in der Tat etwas von Pink Floyd'scher Atmosphäre
einbringt. Da werden nun einmal echte Drums eingesetzt,
auf "Taking Me Down", doch rumpeln sie mehr
als sie mich begeistern können - das bisher eindeutig
langweiligste und für mich überflüssigste
Stück. Was jetzt - ein Herr singt? "The Fields
Inside", ja, Marco Platzer ist es, sorry, aber
das kommt mir auch recht steif und bemüht, leider
geht mir die Spannung, die sich ab dem zweiten Titel
angenehm aufgebaut hatte, wieder verloren. Ob sie wiederkommt?
Erst einmal nicht, bis "Mountain Peaks" eine
gute Abwechslung bringt. Das Ganze wirkt hier stimmiger,
und mit einem gewissen angenehm altmodischen Ausdruck
deutet sich auch bei diesem Titel an, was ich für
entwicklungsfähig innerhalb des Konzepts halte.
Wenn sich dann nach dem kurzen Gitarrensolo bei fast
Minute Fünf die Keyboards breitflächig in
den Vordergrund drängen, dann macht sich doch noch
ein gewisses angenehmes Wohlgefühl bei mir breit.
Und genau hier sehe ich dann auch das Potential: Bei
langen Stücken wie diesem kann Entwicklung stattfinden,
sich Freiheit entwickeln, die bei den kurzen Titeln
in ein Korsett gezwängt wird, das nur dann nicht
störend wäre, wenn die Arrangements prägnanter
wären. Also, loslassen, improvisieren was das Zeug
hält und lange Klanglandschaften wie diese malen!
Die Palette hierfür wird dann noch einmal mit dem
letzten Song herausgeholt. Dieser und der vorgenannte
Track sind für mich die Höhepunkte sowie als
kleiner 'Hit' das Stück "Summer Sun"!
Zusammen mit "Family Affair" für mich
persönlich immerhin vier gute Stücke... Für
die totale Entspannung ist mir die Musik nicht 'watteweich'
genug, mir fehlt etwas, vielleicht hinsichtlich der
Abwechslung auch der auf früheren Platten spielende
Flötist. So vermisse ich eine gewisse 'Abgeklärtheit',
teilweise dümpelt die Musik zu sehr an der Oberfläche
und wirkt dadurch flach, und offenbart nicht die wahre
Schönheit, die ihr eigentlich im Kern innewohnt.
So empfinde ich den Sound oft als zäh, steif und
starr und uneinheitlich. Das liegt vielleicht auch daran,
dass instrumental fast nur Weninghoff tätig ist,
einige Begleitmusiker würden möglicherweise
ganz gut tun, und ein echter Drummer, der Flexibilität
in die Musik bringen könnte. Die einzelnen teilweise
recht guten und interessanten Elemente finden nicht
immer zusammen und lassen mich leider eher gelangweilt
als erfreut zurück. (Wolfgang Giese) Rocktimes
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